A, eine Teenagerin im Alter von 13 Jahren
Wir kennen uns schon seit ihrem 8. Lebensjahr. Altersentsprechend entwickelt, unterliegt sie einer familiären Sprachschwäche, wodurch sie bei mir in logopädischer Behandlung war. Wir bauten gemeinsam mit viel Spaß ihre Sprach- und Sprechfähigkeiten aus. Etwa in der 3. Klasse der Grundschule bekam sie einen Nachteilsausglich sowie Notenschutz wegen ihrer Legasthenie mit der Konsequenz, die Logopädie wieder aufzunehmen.
Sie ist das junge Mädchen, mit der ich den Prototyp von Annelese ausprobierte. Nach der Fortbildung bei Fr. Dr. Christel Manske im November 2016 zum Thema Inklusiver Unterricht für Kinder mit Down-Syndrom kam mir die Idee. Die Bilder hatte ich schnell aus dem Internet geklaut und zu Übungsaufgaben zusammengesetzt. Unsere Arbeit zahlte sich aus. Sie begann bald zu generalisieren, sodass ich erst viel später Annelese vollständig ausarbeitete und eigene Zeichnungen anfertigte.
Obwohl sie ein sehr fröhliches und unbefangenes Mädchen war, baute sie aufgrund von Frustrationserfahrungen Ausweichmechanismen auf, die manche Therapiestunde emotional aufwallen ließ. Bei bewusst gemachten Fehlern wuchsen ihr kleine Hörner an der Stirn. Sie bockte ohne jegliche Möglichkeit des Einlenkens. Es drohte das Aus der Übungseinheit. Da wir uns gut kannten, fühlte sie sich wie zu Hause.
Mit der Idee der drei Affen als clipart, die ihre Augen, Ohren und den Mund zuhielten, spiegelte ich ihr Verhalten. Ein Affe wollte sie wahrlich nicht sein, wobei diese lustig aussahen. Ihre Familie schenkte ihr später ein T-Shirt mit diesen Affen zur Erinnerung an ihren großartigen Fortschritt. Sie liest inzwischen Texte mit dem Ziel sich weiterhin zu verbessern. Der nächste Schritt besteht darin, ihre Schreibfähigkeiten zu stabilisieren.
Dezember 2019
Annelese in starker Anlehnung an die Inklusive LeseFibel und in Kombination mit Lautgebärden
Bei dem jungen Mädchen, der heutigen 13jährigen Teenagerin, kam Annelese in seiner klassischen Form zum Einsatz und führte zum vollen Erfolg.
Jeder einzelne Buchstabe, den wir uns vornahmen, sollte A angenehm in Erinnerung bleiben und emotional mit der Lautgebärde verwurzelt werden. Wir schälten Äpfel, tranken Milch, kauften Kekse, machten uns in der Gemeinschaftsküche der Praxis Ingwertee, schnippelten Tomatensalat, leckten Eis bei MacDonald's und vieles mehr. Beim Genießen fotografierte ich sie, um beim Üben eine Erinnerung zu haben, die sie mit der Lautgebärde verbinden konnte. Anschließend musste sie die Buchstaben ausmalen und mit den entsprechenden Lautgebärden verknüpfen. Mithilfe der Arbeitsblätter von Annelese wurde die Lautgebärde oder auch Abfolge dem Text folgend geübt und automatisiert.
Ihr Lesen verbesserte sich stetig und die Lautgebärden konnten langsam abgebaut werden. So kamen wir zur Textebene. Eine große Schrift und kleine Abschnitte bereiteten kaum noch Probleme. Mit der Zeit legte ich ihr immer kleinere Schriftvarianten und größere Texte vor, wodurch sie ihre Lesefähigkeit fortlaufend stärken konnte.
Bilder zu den Buchstaben sind aus dem Hefter der Teenagerin
individuelle Vorgehensweise:
Buchstabe A:
Apfel essen, Arzt spielen
Lautgebärde: Finger wie Spatel ansetzen bei weit geöffnetem Mund
Buchstabe M:
Milch trinken
Lautgebärde: Hand auf den Bauch (schmeckt gut)
Buchstabe I:
Ingwertee gekocht und getrunken, Skorpion als ekelig empfunden und abgewehrt
Lautgebärde: abwehrende Handhaltung
Buchstabe T:
Lieblingstee getrunken, Einkaufspiel mit gemalter Kasse
Lautgebärde: mit Zeigefinger auf den Tisch drücken (Kasse öffnen)
Buchstabe L:
Lutscher lutschen, Glöckchen schwingen
Lautgebärde: Hand als würde man ein Glöckchen schwingen
Buchstabe S:
Salat zubereitet und gegessen, Biene ausgemalt und gesummt
Lautgebärde: Zahnstellung mit Daumen und Zeigefinger nachstellen
Buchstabe K:
Kuchen gekauft und gegessen, Rhythmus zur Musik geschlagen (Trommel, Fingerrücken)
Lautgebärde: mit Fingerrücken auf den Tisch klopfen
Buchstabe G:
Gurke geschnitten, gewürzt und gegessen, Taube ausmalen und gurren
Lautgebärde: mit den Fingern Gurgel fühlen oder zeigen
Buchstabe B:
Banane schneiden und essen, mit Autos spielen (vibrierende Lippen)
Lautgebärde: Zeigefinger auf geschlossene Lippen legen
Buchstabe D:
Donats kaufen, teilen und essen
Lautgebärde: Form des Donats mit der Hand darstellen
Dies soll als Beispiel reichen. Ich denke, dass ich meine Vorgehensweise deutlich darstellte und wünsche allen Lernenden viel Erfolg sowie innovative Eltern, Lehrer oder Therapeuten.
Der zukünftige Verlauf mit der jungen Teenagerin A wird nicht weiter beschrieben.