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Lesen lernen bleibt trotz der Arbeitsblätter Annelese übungsintensiv und ist nur erfolgreich, wenn man jeden Tag ein wenig wiederholt und langsam erweitert.

Viele unterschiedliche Schwierigkeiten können plötzlich auftreten, die ein stufenloses Fortschreiten verhindern. Dies muss unbedingt berücksichtigt und nach Lösungen gesucht werden. Meist sind diese Maßnahmen sehr individuell. Kreative Überlegungen können dabei oft eine Brücke bauen, um nicht im Leselernprozess zu scheitern.

  • Die Unterscheidung zwischen Buchstaben und Lauten ist schwierig, da man beim Buchstabieren vor oder nach einem Konsonanten stets einen Vokal sagt.

Beispielsweise:
den Buchstaben M spricht man "Em" , lautiert aber "m"
den Buchstaben B spricht man "Be" , lautiert ab er "b..."

Das Lautieren von M ist gegenüber von B sehr einfach. Beim B muss dann versuchen die Länge des Vokals zu verringern und kaum noch zu betonen oder auch schneller zu sprechen. Unterstützend wirkt die Lautgebärde.

  • Silben werden nicht erkannt

Man nimmt hier die einzelnen Wörter und lässt sie vom Kind zwischen den Silben auseinanderschneiden und nach dem Mischen wieder zusammensetzen. Erst arbeitet man mit Zweisilbern, dann erhöht man die Silbenanzahl.

  • Komplizierte Wörter werden wunderbar gelesen, an ganz einfachen Wörtern verzweifeln die Lernenden oder die Endungen werden überlesen.

Dies hängt damit zusammen, dass unser Gehirn bestimmte Muster abspeichert. Je seltener ein Muster ist, desto schneller wird es als das Optimum erkannt und sofort abgerufen. Unbedeutende kurze Wörter oder Endungen mit gleichen Buchstaben, nur in unterschiedlicher Reihenfolge, müssen mühsam erarbeitet werden und brauchen eine längere Abrufzeit. Dafür hat man beim Lesen keine Zeit oder es ist viel zu anstrengend. Dies führt oft zu fantasiereichen Lesetexten und wird von mir stets gelobt. Dennoch erfolgt der renitente Nachdruck den Satz noch einmal zu lesen. Die Intervention sollte schnell erfolgen, sonst fehlt der Bezug.
Viele Wiederholungen sind meist nötig, damit sich diese unbedeutenden Elemente einprägen. Man kann die Wörter auch als Anagramm zusammenlegen lassen, um die Aufmerksamkeit auf die Reihenfolge zu fokussieren.

  • Kleinbuchstaben wie p und b, q und p, m und n, f und t werden verwechselt.
  • Die Schriftgröße ist zu klein.
  • Die Textmenge ist zu viel.

Hier muss man die Unterscheidung der einzelnen Buchstaben erlernen. Dazu gibt es zahlreiche Anleitungen.
Die Schriftgröße sollte vergrößert und die Textmenge reduziert werden, um den Überblick zu behalten. Ist es zu schwierig die Aufgabe zu erfassen, wird sich der Lernende überfordert fühlen und schnell aufgeben. Dann lieber einzelne Sätze im Großformat anbieten.

  • Der Lernende hat ein ausgezeichnetes auditives oder fotografisches Gedächtnis. Er kann dann nur Texte lesen, die ihm bekannt sind. Dies betrifft überwiegend kleine Absätze in der normalen Lesefibel der Grundschule und muss Lehrern nicht unbedingt auffallen, da diese Texte in der Gemeinschaft erarbeitet werden.

Andere Bücher und Texte entsprechend der Interessen des Lernenden sollten herausgesucht werden.

  • Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen lautem und leisem Lesen.

Zur Überprüfung fragt man nach dem Inhalt des Absatzes oder Artikels. Manchmal staunt man, was der Lernende dennoch alles wiedergeben kann.

  • Wer liest muss nicht schreiben können.

Zunächst ist es besser sich nur auf eine Hirnleistung zu konzentrieren. Lesen ist meist leichter, da etwas aufgenommen wird und nicht produziert werden muss. Beim Üben sollte aus meiner Sicht erst die Aufnahme gefestigt werden. Dadurch wird das Abrufen bzw. Schreiben erst möglich. Selbst wenn man perfekt liest, kann man eine Rechtschreibschwäche haben.